Nadja Weippert: Rede zur Akt. Stunde (CDU) zur Stärkung der Freiwilligen Feuerwehren

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Rede TOP 19 a: Gemeinsam für unsere Lebensretter – Freiwillige Feuerwehren stärken – Ehrenamt anerkennen (Akt. Stunde CDU)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,

Februar 2003:

Eine 50-jährige Frau verliert auf der Landstraße 141 im Landkreis Harburg zwischen Hollenstedt und Dohren auf gerader Strecke am späten Nachmittag aus zuerst ungeklärter Ursache die Kontrolle über ihr Fahrzeug.

Sie gerät in den Gegenverkehr und streift das entgegenkommende Fahrzeug einer jungen Mutter, die wiederum ihr kleines Kind mit an Bord hat, bevor sie letztlich selbst mit ihrem Fahrzeug gegen einen Baum prallt.

Die junge Mutter des touchierten Fahrzeuges und ihr Kind bleiben beide wie durch ein Wunder unverletzt. Die junge Mutter alarmiert unverzüglich die Rettungskräfte, denn die Unfallverursacherin ist in ihrem Fahrzeug eingeklemmt.

Die alarmierte Feuerwehr muss die eingeklemmte Schwerstverletzte mit schwerem Gerät aus ihrem Fahrzeug befreien.

Trotzdem kommt jede Hilfe zu spät.

Die 50-jährige verstirbt noch an der Unfallstelle. Die Straße wird für die Bergungsarbeiten bis in den späten Abend voll gesperrt.

Knapp 20 Jahre später im Sommer 2023 verunglückt nur ein paar hundert Meter weiter der Fahrer eines Tesla ebenfalls aus bisher ungeklärter Ursache.

Der Fahrer kommt alleinbeteiligt von der Fahrbahn ab und prallt mit starker Wucht gegen einen Baum, so dass der Wagen in zwei Teile zerrissen wird.

Als die ersten Rettungskräfte am Unfallort eintreffen finden sie ein knapp 100 Meter langes Trümmerfeld vor. Unter anderem bestehend aus einzelnen Akkuzellen des Elektrofahrzeuges.

Der nicht ansprechbare Fahrer wird schnell aus einer fast intakten Fahrgastzelle befreit. Dennoch bleiben Reanimationsversuche nach der Befreiung erfolglos. Er verstirbt noch an der Unfallstelle.

Liebe Kolleg*innen,

Meldungen wie diese beiden lesen, sehen und hören wir alle leider fast täglich.

Und dennoch macht jede einzelne Nachricht einen Unterschied.

Für Rettungskräfte.

Für Zeug*innen.

Für Angehörige.

Den größten Unterschied für die Sensibilisierung bei der Wichtigkeit eines Themas macht aber immer die eigene Betroffenheit.

Die 50-jährige Frau im Jahr 2003 war meine Mutter.

Sie wurde unter anderem von meiner Tostedter Feuerwehr aus ihrem Fahrzeug befreit.

Auch bei der Bergung des verunglückten Tesla-Fahrers auf derselben Strecke war meine Ortswehr Tostedt neben zwei weiteren Wehren beteiligt.

Nicht nur als Bürgermeisterin der Gemeinde Tostedt liegt mir daher persönlich die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren durch Politik und Verwaltung besonders am Herzen.

In den knapp zwanzig Jahren zwischen den beiden Unfällen hat sich viel verändert. Heute gibt es in den meisten Kreisfeuerwehren glücklicherweise die psychosoziale Notversorgung für die Kameradinnen und Kameraden, die aus belastenden Einsätzen kommen, ebenso wie Kriseninterventionsteams, die unter anderem Angehörige und Zeugen seelsorgerisch betreuen.

Aber auch die Herausforderungen sind stetig gestiegen. So stellen technische Veränderungen wie etwa E-Mobilität und Photovoltaik unsere Freiwilligen Feuerwehren vor neue Aufgaben.

Ebenso wie der Klimawandel mit der stark gestiegenen Waldbrandgefahr und den Extremwettereignissen, wie wir sie leider gerade auf der ganzen Welt erleben.

Deshalb ist es wichtig, sowohl die Ausstattung unserer Freiwilligen Feuerwehren als auch die Aus- und Fortbildung auf dem aktuellsten Stand zu halten.

Zudem haben wir mittlerweile über 13.500 Frauen in den Wehren, die sich aktiv einbringen. Tendenz steigend.

In manchen Ortswehren liegt der Frauenanteil sogar mittlerweile bei über 30 %.

Das bedeutet auch neue Herausforderungen auch für die kommunale Ebene, zum Beispiel bezüglich der Umkleiden in Feuerwehrhäusern.

„Retten – Löschen – Bergen – Schützen“ ist zudem bei vielen jungen Menschen in Niedersachsen hoch im Kurs.

Einige Kinder- und Jugendfeuerwehren haben mittlerweile sogar einen Aufnahmestopp verkünden müssen – Wartelisten sind teilweise lang.

Für die Zukunftssicherung unserer niedersächsischen freiwilligen Feuerwehren ist das ein gutes Zeichen! Die Betreuung der Kinder- und Jugendfeuerwehren wird von Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren ehrenamtlich übernommen.

Und wir alle wissen: Ehrenamtliches Engagement ist zwar unbezahlt – aber eben auch unbezahlbar!

Ehrenamt ist nicht nur die größte tragende Säule unserer Gesellschaft, sondern auch der Kitt, der uns auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten lässt.

Deshalb gilt mein allergrößter Dank und Respekt allen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, auch wenn die Zeiten gerade nicht einfach sind! Vielen Dank an Sie alle!

Umso wichtiger ist es daher, dass Politik Ehrenamt aktiv unterstützt!

Deshalb mehr freue ich mich sehr, dass wir als rot-grüne Regierungskoalition nun über 3,815 Millionen Euro unter anderem für die Freistellung der Betreuer*innen der Jugendfeuerwehren in den Haushalt einstellen und so einen ersten Beitrag zur Wertschätzung dieses großartigen Engagements leisten können. Und die Brandschutznovelle wird nun ebenfalls folgen!

Rot-grün im Land Niedersachsen steht an der Seite der Freiwilligen Feuerwehren und wird die Rahmenbedingungen für dieses wichtige ehrenamtliche Engagement stetig weiter verbessern.

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